Eine der häufigsten Definitionen zum Begriff des „Quereinsteigers“ ist die von Wikipedia. Sie lautet : „Als Quereinsteiger oder auch Seiteneinsteiger wird eine Person bezeichnet, die aus
einer fremden Sparte/Branche in ein neues Betätigungsfeld wechselt, ohne die für diesen Beruf sonst allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung/Studium absolviert zu haben.“ (...)
Vom Journalismus zur Theologie: Wer hätte das gedacht!
Eine der häufigsten Definitionen zum Begriff des „Quereinsteigers“ ist die von Wikipedia. Sie lautet : „Als Quereinsteiger oder auch Seiteneinsteiger wird eine Person bezeichnet,
die aus einer fremden Sparte/Branche in ein neues Betätigungsfeld wechselt, ohne die für diesen Beruf sonst allgemein übliche „klassische“ Berufsausbildung/Studium absolviert zu
haben.“
Wenn ich mich nach dieser Definition richten sollte, würde ich sie in meinen Fall als Halbwahrheit bezeichnen. Warum? Wahr ist, dass ich, Morya Gnanko, 48, Diakon im Kirchenkreis
Dortmund, aus einer anderen Branche komme, als aus der, in der ich jetzt arbeite. Ich habe damals als junger Student Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert und dann habe
ich insgesamt 13 Jahre als Journalist in einer Redaktion in Köln mit Freude gearbeitet. Eine sehr schöne und intensive Zeit, in einer völlig anderen Welt, wenn ich jetzt zurückblicke.
Nach dem plötzlichen Verlust meiner Mutter, die mir sehr nahestand, suchte ich damals Antworten durch Gespräche mit meinem damaligen Pfarrer. Durch diese Gespräche hat sich
herausgestellt, dass ich mehr über Gott, die Welt und meine Bibel wissen wollte. Zu der Zeit war ich noch katholisch …
Typisch für den Journalisten in mir habe ich angefangen zu recherchieren. Meine Kernfrage war: Warum bin ich überhaupt katholisch? Klar, wie viele, weil meine Eltern so waren. Also vom
Elternhaus. Aber ich, als denkender Mensch, wollte die Bestätigung haben, ob ICH vom Grundsatz her katholisch bin. Um diese Frage zu beantworten, muss man erst unterscheiden können
zwischen katholisch und den anderen Richtungen innerhalb des Christentums. Dadurch stieg mein Interesse noch mehr. Nach weiteren Gesprächen mit dem gleichen Pfarrer, der übrigens
evangelisch war, stellte ich bei mir fest, dass ich vom Denken her das Profil habe, evangelisch zu sein. Davon bin ich heute noch mehr überzeugt.
Die zweite Hälfte der Aussage, die oben den Begriff des Quereinsteigers definiert, stimmt bei mir nicht unbedingt und das aus einem ganz pragmatischen Grund. Die Struktur unserer Kirche
steht fest wie ein Fels und ist somit nicht, was das Berufsbild angeht, sehr flexibel. Was bedeutet das? Als ich die Entscheidung traf, Theologie zu studieren, hatte ich kein bestimmtes
Berufsbild im Kopf. Erst nach Gesprächen mit unserer Landeskirche entstand die Idee, den Sinn meines Handels zu konkretisieren. Ich wollte Diakon werden, für mich die beste Art, dem Herrn
zu dienen mit der Liebe zu Christus.
Die Ausbildung zum Diakon ist vielfältig und ich glaube, ich bin ein Spezifikum in unserer Landeskirche. Nach 6 Semestern Studium der Theologie an der Ruhr Uni Bochum habe ich ein
weiteres Studium (wieder 6 Semester), das der Sozialen Arbeit, an der Evangelische Hochschule in Bochum abgeschlossen. Beide Studiengänge waren Voraussetzung, um durch meine Landeskirsche
anerkannt zu werden. Obwohl es üblich ist, als Diakon einer Bruderschaft anzugehören (Nazareth, Martineum, usw.), habe ich mir die Freiheit genommen, alle als Brüder zu haben und habe
mich durch meinen Kirchenkreis einsegnen lassen.
Meine Tätigkeit als Diakon ist genau das, was ich mir vorgestellt habe. Ich gebe all mein Wissen, das ich erlernt habe, in verschieden Bereichen des Gemeindelebens weiter. Ich bin hier
für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich (Internetseite, Gemeindebrief, Werbung), ich darf die Gestaltung der Erwachsenenbildung (Männergruppe, Frauengruppe, Seniorenarbeit)
koordinieren und als Pädagoge begleite ich mit dem Pfarrkollegium den Konfirmandenunterricht, wo ich versuche das Wort Gottes den Jugendlichen schmackhaft zu machen.
Wenn ich jemand beraten sollte, der sich auf denselben Weg machen wollte, dann würde ich nach meiner Erfahrung sagen: „Im Auftrag Gottes zu sein, ist nicht nur für eine bestimmte Art von
Menschen sinnvoll, sondern für alle, die das wirklich wollen. Alle sind schließlich am Anfang berufen …“ ABER es bedarf nicht nur berufen zu werden, sondern am Ende auserwählt zu sein ...
😊
Morya Gnanko, Dortmund