Neulich auf der Berufsmesse: „Was machen Sie denn hier“, fragt die Frau mittleren Alters mit einem freundlichen, aber fragenden Gesicht. Schneller als viele andere hat sie den Machkirche Messestand identifiziert als Evangelisches Angebot auf der Berufsmesse. Und hat trotzdem, wie andere vermutlich auch, nicht sofort auf dem Schirm gehabt, was die Evangelische Kirche von Westfalen auf einer Berufsmesse für Jugendliche macht.
Die freundliche Frau ist in guter Gesellschaft. Vor allem in Gesellschaft der Jugendlichen, die die EKvW gerade mit Machkirche umwirbt. Dass man bei Kirche auch arbeiten kann, daran denken Menschen nicht als allererstes. In der letzten Sinus Jugendstudie von 2020 hieß es dazu ganz nüchtern: „Scheinbar gehört die Kirche als Arbeitgeberin für viele Jugendliche nicht zu ihrem Mindset. Teilweise ist man unsicher, etwas skeptisch und vielen fehlt einfach der Bezug.“ (Sinus Jugendstudie 2020, bpb 2020, S. 247).
Eine direkte Erfahrung in einem kirchlichen Beruf ermöglicht jetzt das Kompassjahr. Es gibt zwar schon auf Youtube professionell gemachte Imagefilme zum Pfarrberuf, zur Gemeindepädagogin/Diakonin, zum Relilehrer oder zur Kirchenmusikerin. Es gibt die Machkirche Webseite mit allen Informationen zu den Berufsfeldern, den Machkirche Instakanal mit aktuellen Eindrücken aus der Arbeit rund um die Nachwuchswerbung. Und natürlich gibt es gutes Werbematerial. Aber die allerbeste Werbung ist und bleibt der direkte Eindruck vom Berufsfeld, den sich ein Interessent selbst machen kann. Für diese Erfahrungen im Beruf sollte es idealerweise eine stabile Struktur geben, abgesichert mit einer kleinen Entlohnung, Sozialversicherung, guter Begleitung und viel Praxis.
Das Kompassjahr bietet alles das. Im Sommer 2023 nehmen 14 Jugendliche aus Westfalen daran teil. Ihre Einsatzstellen sind in Gemeinden, Einrichtungen der Evangelischen Jugend und der Creativen Kirche.
Wie muss man sich das organisatorisch vorstellen? Es ist ein Freiwilligendienst (FSJ), der vom Diakonisches Jahr vom Amt für Jugendarbeit in Villigst organisiert wird. Das Kompassjahr ist eine eigene Gruppe innerhalb des Diakonischen Jahres. Mit einem eigenen Programm und einem eigenen pädagogischen Begleitungsteam.
Aktuell ist das Kompassjahrvorbereitungsteam in der Akquise. In jedem Kirchenkreis werden mindestens zwei Orte gesucht, an denen Jugendliche während ihres Kompassjahres gute Eindrücke aus der praktischen Arbeit sammeln können. Evangelische „Kirche von morgen“ dabei schon jetzt ein bisschen erleben zu können, ist der Anspruch des Kompassjahres. Die praktischen Erfahrung in einem kirchlichen Beruf bedeuten für die Teilnehmenden des Kompassjahres eine enorme Horizonterweiterung. Und mindestens diese eine Erkenntnis: es gibt spannende Berufsfelder in der Evangelischen Kirche.
Hendrik Günther
Referent im Diakonischen Jahr
Amt für Jugendarbeit der EKvW
Telefon: 02304 755 189