Die Magie der Musik vermitteln

Was macht ein Leben lebenswert? Einzigartig positive Erlebnisse. Konzerte mit Chor und Orchester sind für mich solche Erlebnisse, erst recht, wenn ich sie selber dirigieren darf. Es ist Sonntagabend, die Kirche ist voll, Chor und Orchester haben bereits ihre Plätze eingenommen und die Instrumente sind gestimmt. Das Publikum wird leise, eine gewisse Anspannung ist zu spüren.

Du betrittst das Dirigentenpult, viele hundert Menschen schauen dich an. Nun ist es soweit. Über viele Monate hast du mit dem Chor jede Woche geprobt. Viele Töne mussten geübt, viele musikalische Details erlernt und die Stücke immer wieder gesungen werden. Dieser Moment ist magisch, wenn du den Einsatz gibst und der erste Ton erklingt. Nun gibt es kein zurück mehr. Die Musik fließt, sie fließt durch dich, sie liegt wortwörtlich in deinen Händen. Mit deiner ganzen Person, mit deiner Energie und Ausstrahlung verkörperst du sie und zeigst den Musizierenden, wie es klingen soll. Es wird ein Abend der Kontraste, mal laut und gewaltig, dann wieder zart und einfühlsam.

Doch irgendwann erklingt der letzte Ton. Ein letztes Mal erfüllt Musik den Raum, dann gibst du den Abschlag. Einen Moment noch verklingt der Ton, dann wird es still. Die Anspannung fällt ab. Wenig später ertönt Applaus hinter dir, Zeichen des Dankes für einen wunderbaren Abend, für ein wunderbares Erlebnis. Erlebnisse dieser Art ermöglichen zu können empfinde ich als großes Geschenk.

Tim Gärtner, Paderborn

Arbeit mit Groove

Etwa zwei Wochen vor unserer Konfirmation kam die Frage auf: Wer macht eigentlich die Musik im Gottesdienst? Unser Pfarrer teilte uns mit, dass er leider keine Band engagieren konnte. Seit einem halben Jahr traf ich mich mit Freunden zum gemeinsamen Musizieren, wir waren alle noch Einsteiger*innen auf unseren Instrumenten.

Eine Konfirmation ohne Band fanden wir doof – also beschlossen wir, einfach selbst zu spielen: Unser erster Auftritt in einem Gottesdienst. Einige hielten sich die Ohren zu, weil wir unsere Anlage nicht so ganz im Griff hatten. Doch dem Großteil schien es zu gefallen und es folgten zahlreiche Auftritte in Gottesdiensten, bei Hochzeiten und Geburtstagen – und eine neue Anlage. Einen wirklichen „Bandleiter“ hatten wir nicht. Zwar hatte ich größtenteils die Planungen übernommen, aber die Songs erarbeiteten wir uns in den Proben gemeinsam. Wir waren Laien, hatten keine ausgefeilten Bandsheets und Akkorde, weshalb die Musik auch weniger abwechslungsreich und eher einfach klang, aber wir hatten Spaß und waren authentisch. Und das Wichtigste: Die Gottesdienste waren super besucht. Im Studium Kirchenmusik Popular wurde deutlich, dass Bandleitung einiges mehr mit sich bringt als die Planung von Proben und Auftritten. Arbeit an Groove und Zusammenspiel mit Leadsheets und unterschiedlichen Probentechniken bringen Professionalität und Abwechslung in die Musik. Inzwischen kann ich dieses Wissen bei der Leitung von Bands anwenden und beobachten, wie durch Spaß an der Sache und professionelle Anleitung tolle Musik entsteht.

Es ist faszinierend, wie verschiedene Musiker*innen zu einer Band zusammenwachsen. Bandmusik in Gottesdiensten ist nicht mehr wegzudenken und wichtiger Bestandteil einer lebendigen Kirche.

Simon Biffart, Witten

Viel zu entdecken

Anfangs hatte ich persönlich noch keinen wirklichen Zugang zu Kirchenmusik. Ich spielte lediglich im Posaunenchor Trompete. Im Posaunenchor habe ich viele Menschen kennengelernt und man kann sich generationsübergreifend mit den unterschiedlichsten Personen unterhalten, was immer sehr schön ist. Außerdem hat man in solchen Musikgruppen ein gewisses Mannschaftsgefühl ähnlich wie beim Sport, nur eben mit den verschiedensten Leuten aus allen Generationen.

Da ich immer schon mal Klavier spielen wollte, kam ich mit dem Posaunenchorleiter, der auch Organist in der Gemeinde war ins Gespräch. Er zeigte mir dann mal die Orgel und ich durfte mich dort ein bisschen ausprobieren. An der Orgel gibt es sehr viel zu entdecken, was ziemlich spannend war. Darauf wollte ich dann unbedingt Orgelspielen lernen und ich nahm Orgelunterricht. Als dann der Kirchenmusiker in der Gemeinde weg ging, gab es Knappheit an Organisten und so kam es, dass ich auch mal selbst Gottesdienste spielte.

Dabei habe ich dann immer wieder neue Leute kennengelernt und gesehen, wie interessant es in dem Bereich Musik sein kann. Es macht viel Spaß, selber musikalisch aktiv zu werden und es ist ein guter Ausgleich neben Schule, Studium und Beruf.

Mathis Berg, Lippinghausen/Hiddenhausen

Menschen und Musik zusammenbringen

Als Popkantor ist mein Aufgabengebiet super vielseitig. Es geht aber immer darum mit Menschen in Kontakt zu sein und sie von Musik zu begeistern - und das ist für mich der schönste Beruf der Welt!

Nach meiner Schulzeit hat sich die Frage gestellt, in welche berufliche Richtung ich gehen möchte. Dass es etwas mit Musik zu tun haben sollte, war schon immer klar - jedoch nicht, wie sich das ganz konkret gestalten sollte. Häufig habe ich gesagt, dass ich auch gerne mit Menschen arbeiten würde und jetzt habe ich die wunderbare Möglichkeit, Musik und Menschen miteinander zu verbinden!

Zum Glück hat mich meine damalige Musiklehrerin auf den neuen Studiengang „Kirchenmusik Popular“ an der Hochschule für Kirchenmusik von Westfalen aufmerksam gemacht. Dort habe ich nach 6 Jahren meinen Master-Abschluss gemacht und bin jetzt als Popkantor im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg und der Gemeinde Glücksburg angestellt.

Auf dieser Stelle zeigt sich, wie vielfältig der Beruf als Popkantor ist. So begleite ich hier u.a. Gottesdienste, sowie weitere Veranstaltungen des Kirchenkreises, wie z.B. Podiumsdiskussionen und Tagungen. Darüber hinaus stehen sowohl Chor- und Bandarbeit, als auch Offene Singen und Workshop-Angebote auf meinem Programm. Ich bekomme also an ganz vielen Stellen die Möglichkeit, Menschen mit meiner Musik zu begeistern und sie auch für die Musik zu begeistern. Denn gemeinsam macht das Musizieren mindestens doppelt so viel Spaß. Diese Vielfalt liebe ich an meinem Job!

Patrick Zindorf, Glücksburg